Moment mal ...
„Was starrt ihr nach oben?“
Diese Ratlosigkeit der Jünger im Anblick des „gen Himmel fahrenden Jesus“, den der flämische Kupferstecher Jan van Troyen hier so gut und treffend wiedergibt, ist nur ein Ausschnitt einer Gesamtschau des Geschehens. Jesus in den Wolken sehen wir in dieser Auswahl nicht.
In der heutigen Mediensprache würde man sagen: Die Maler liefern uns einen „Life-Shot“, eine Momentaufnahme, die noch weit entfernt scheint von Jesu Auftrag: „Geht hinaus in alle Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen“ (Mk 16,18). –
Himmelfahrt – ein unglückliches Wort, denn für die Jünger damals und auch für uns ist „Himmel" immer noch da oben, wo es mal blau und mal bewölkt ist, und wo wir nachts in die Unendlichkeit des Sternenhimmels blicken können.
Theologisch gesprochen aber ist Himmel nicht ein Ort über den Sternen, er ist etwas viel Kühneres und Größeres: Das Zu-Hause-Sein des Menschen in Gott, denn Christus, der Mensch, der in Gott ist, ewig eins mit Gott, ist zugleich das immerwährende Offenstehen Gottes für den Menschen. Christus selbst ist das, was wir Christen „Himmel“ heißen, denn der Himmel ist kein Raum als solches, sondern eng mit der Person dessen verbunden, in dem Gott und Mensch für immer trennungslos eins sind.
Herzlich grüßt alle Leserinnen und Leser,
Ihr Michael Bracht, P.
Gemälde: Jan van Troyer, Die Himmelfahrt, 1673 (Ausschnitt eines Kupferstichs, nachträglich koloriert)